Bayreuther Stadtgeschichte bis 1899

Erstellt | Geändert

Stadtgeschichte bis 1899


Bis 1603 gilt die Plassenburg in Kulmbach als die Residenz und das Zentrum des Landes, bis sie unter Markgraf Christian im Zuge der Renaissance und der mit ihr verbundenen Bautätigkeit in das Alte Schloss nach Bayreuth verlegt wird. Bayreuth soll zur Landeshauptstadt werden.

In den Jahren 1605 und 1621 werden dann jedoch große Teile der neu erbauten Stadt durch zwei Stadtbrände wieder vernichtet. Zu dieser Zeit wird die Stadt auch dreimal von der Pest heimgesucht, wobei 1602 bereits mehr als 1000 Einwohner ums Leben kommen. Danach hat Bayreuth, welches auf der Seite der Protestanten steht, schwer unter den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) zu leiden. Selbst nach Friedensschluss liegen noch immer Truppen in den Quartieren der Stadt, welche für die Bevölkerung eine große finanzielle Belastung bedeuten.

Als dann der Markgraf Christian nach seiner 52jährigen Regentschaft 1655 stirbt, übernimmt sein Enkel Christian Ernst von 1661 bis 1712 seine Position im Land. Unter seiner Herrschaft wird der jäh unterbrochene "Residenztraum" fortgesetzt und der Handel als auch das städtische Leben blühen langsam nach Kriegsende wieder auf. Die Stadt beginnt sich über die Stadtmauern hinaus zu entfalten und zieht das Fürstentum an.

Durch ihre nunmehr neue Funktion als Residenzstadt verändert sich auch die Bevölkerungsstruktur und das Stadtbild. Aus der bisherigen Handwerkerstadt wird jetzt eine Hofbeamtenstadt. An Christian Ernst erinnern noch immer der Markgrafenbrunnen und das Reitermonument, welches erst im Alten Schlosshof stand und heute auf dem Platz vor dem Neuen Schloss zu finden ist.

1701 wird die Stadt St. Georgen neu gegründet. Sie ist das Lieblingsprojekt des Erbprinzen und späteren Markgrafen Georg Wilhelm. Diese feudale Stadt erhält mehrere Schlossbauten und ein Altenheim, den Gravenreuther Stift. Vor allem die Ordenskirche zeigt noch heute die Schönheit der Bayreuther Hofkunst um 1700.
Bis 1811
gilt St. Georgen als eine selbständige und von Bayreuth unabhängige Stadt.

Markgraf Friedrich von Brandenburg - Bayreuth (1735 - 1763), der Sohn von Markgraf Georg Friedrich Karl genannt "der Bayreuther Augustus", heiratet die Schwester Friedrichs des Großen Friederike Sophie Wilhelmine. Wilhelmine kommt 1731 aus Berlin und ist eine Frau mit viel Kunstverstand, die unter anderem Geistesgrößen wie Voltaire zu ihren Freunden zählt. Unter ihrer Aufsicht entsteht von 1735 bis 1763 unter anderem das Markgräfliche Opernhaus, eines der wohl schönsten noch erhaltenen Barocktheater Europas, die Eremitage, das Neue Schloss, die Friedrichstrasse und der Hofgarten. 1742 gründet Markgraf Friedrich in Bayreuth eine Universität, die jetzige Universität Erlangen und 1756 eine Kunstakademie.

Im Jahre 1769 tritt Karl Alexander auf Grund eines Erbvertrages die Regentschaft an. Da dieser aber die Stadt Ansbach der Mainlandschaft vorzieht, wird Bayreuth vernachlässigt und die Zeit der glanzvollen Feste ist vorbei. Nach dem Rücktritt des Markgrafen 1792 fällt Bayreuth und Ansbach an das Königreich Preußen. Zu jener Zeit hat Bayreuth, einschließlich Sankt Georgen, etwa 10.000 Einwohner.

Während der Zeit Napoleons bleibt Bayreuth zwar anfangs lange verschont, jedoch von 1806 bis 1810 hat es stark unter der Napoleonischen Besatzungsmacht zu leiden, an welche es 2,5 Millionen Kriegskontributionen, eine für den Unterhalt der Besatzungstruppen erhobener Beitrag im besetzten Gebiet, zahlen muss.

Am 30. Juni 1810 kommt Bayreuth durch Napoleon an das neu formierte Königreich Bayern, wodurch dann 1818 auch die bayerische Gemeindeordnung eingeführt wird und die Stadt somit einen hauptberuflichen Bürgermeister, erhält.

1811 wird Sankt Georgen dann eingemeindet und die letzte bedeutsame Rodung in Bayreuth vorgenommen, wobei die Bürgerreuth, die sich von Sankt Georgen bis zur Hohen Warte erstreckt, angelegt wird.

Als im Jahre 1813 viele Soldaten aus Russland zurück kehren, die an Erfrierungen und Typhus erkrankt sind, werden diese in Feldlazaretten versorgt, und die Seuche greift auch auf die Bevölkerung über.

Die Regierung bewilligt im Jahre 1851 den Anschluss Bayreuths an das Eisenbahnnetz und bereits 1853 wird die Bahnlinie Bayreuth - Neuenmarkt festlich eröffnet. 1861 erhält die Stadt dann die Genehmigung, sich an die Ostbahn Nürnberg - Regensburg - Passau in Weiden anzuschließen, und 1863 wird die Bahnlinie Bayreuth - Weiden fertig gestellt.

Als im Jahre 1835 der damals 22-jährige Richard Wagner von Eger über das Fichtelgebirge nach Bayreuth kommt, ist er von dieser Stadt so begeistert, dass er am 20. Februar 1866 in einem Brief an Hans von Bülow folgendes schreibt: "Ich wünschte, der König gäbe mir einen Pavillon des Bayreuther Schlosses zum Ruhesitz." Aber beim ersten gemeinsamen Besuch von Richard und Cosima Wagner, vom 16. bis 20. April 1871, ist Wagner enttäuscht, da die Bühne des Opernhauses für seinen "Ring der Nibelungen" viel zu klein ist.
Damit Bayreuth die anderen Städte bei der Wahl der Festspielstadt ausschalten kann, beschließen die Stadtväter im November 1871, Richard Wagner für das geplante Festspielhaus ein geeignetes Grundstück kostenlos zur Verfügung zu stellen. Am 24. April 1872 zieht Wagner dann nach Bayreuth, und am 13. August werden die Bayreuther Festspiele mit Wagners Oper "Rheingold" eröffnet, wobei der Bayernkönig Ludwig II schon an den Generalproben teilnimmt und Kaiser Wilhelm I. sich sogar die gesamte Bühneneinrichtung zeigen lässt.

Zurück zu Teil 1 bis zum Jahr 1599.

Weiter zu Teil 3 ab dem Jahr 1900.

Erstellt | Geändert