Akt 1

Erstellt | Geändert

Der Text zum 1. Akt der Oper Rienzi, der Letzte der Tribunen von Richard Wagner

Erster Akt - Erste Szene
Introduktion

Eine Straße Roms, welche im Hintergrunde durch die Lateran-Kirche begrenzt wird; im Vordergrunde rechts das Haus Rienzis. Es ist Nacht.
(Orsini mit 6-8 seiner Anhänger vor dem Hause des Rienzi.)

Orsini
Hier ist's, hier ist's! Frisch auf, ihr Freunde.
Zum Fenster legt die Leiter ein!

Zwei Nobili legen eine Leiter an das Haus und steigen durch das geöffnete Fenster ein.
Das schönste Mädchen Roms sei mein;
ihr sollt mich loben, ich versteh's.

Die beiden Nobili bringen Irene aus dem Hause.
Irene
Zu Hilfe! Zu Hilfe! O Gott!
Orsini
Ha, welche lustige Entführung
aus des Plebejers Haus!
Irene
Barbaren! Wagt ihr solche Schmach?
Die Orsini
Nur nicht gesperrt, du hübsches Kind,
du siehst, der Freier sind sehr viel!
Orsini
So komm doch, Närrchen, sei nicht bös,
dein Schad' ist's nicht, kennst du mich erst.
Irene
Wer rettet mich?
Orsini, Die Orsini
Haha, sie ist schön! Nur fort ins Gemach!

Sie schleppen Irene fort. Colonna mit 8 seiner Anhänger tritt ihnen entgegen und treibt sie zurück.
Colonna
Orsini ist's! - Zieht für Colonna!
Orsini
Ha, die Colonna! - Zieht für Orsini!
Die Colonna
Colonna hoch!
Die Orsini
Orsini hoch!
Colonna
Nehmt euch das Mädchen!
Orsini
Haltet sie fest!

Ein Kampf beginnt. Adriano kommt mit Gewaffneten.
Adriano
Was für ein Streit? - Auf, für Colonna!

Neuer Kampf.
Was seh' ich? Gott! Das ist Irene!
Laßt los! Ich schütze dieses Weib!

Er bricht sich Bahn zu Irene und befreit sie.
Colonna
Ha brav, mein Sohn! Sie sei für dich!
Adriano
Rührt sie nicht an! Mein Blut für sie!
Orsini
Er spielt fürwahr den Narren gut!
Doch diesmal ist sie noch für mich!

Er greift Adriano an.
Colonna
(zu den Seinigen)
Nun, seht nicht zu! Schlagt los!
Die Colonna
Colonna!

Neuer Kampf. Der Lärm hat allmählich eine starke Anzahl Volkes versammelt.
Volk
Ha, welcher Lärm! Laßt ab vom Kampf!
Orsini
Das fehlte noch!
Colonna
Schlagt alles nieder!

Das Volk greift zu Steinen und Stöcken.
Volk
Nieder mit Colonna! Nieder mit Orsini!

Allgemeiner Streit. Der Kardinal kommt mit Gefolge.
Kardinal
Verwegne! Lasset ab vom Streit!
Zur Ruhe ruf' ich, der Legat.
Colonna
Herr Kardinal, geht in die Kirche,
und laßt die Straße nun für uns!
Kardinal
Ha, welche Frechheit!
Orsini
Lest die Messe!
Macht Euch von hinnen!
Kardinal
Unverschämte!
Ich, der Legat des Heil'gen Vaters!
Colonna
Fort, heil'ger Rotrock!
Volk
Hört die Lästrer!
Nobili
Drauflos! Macht Platz, Herr Kardinal!

Erneut entbricht ein heftiger Kampf. Der Kardinal kommt ins Gedränge, das Volk beschützt ihn.
Rienzi kommt mit Baroncelli und Cecco.
Rienzi
Zur Ruhe! -
(zum Volke)
Und ihr, habt ihr
vergessen, was ihr mir geschworen? -

Das Volk, das den Kardinal gerettet hat, läßt sogleich bei Rienzis Erscheinen vom Streite ab. Die Nobili sind durch Erstaunen über Rienzis gebieterisches Auftreten und dessen augenscheinliche Gewalt über das Volk sprachlos gefesselt.
(zu den Nobili)
Ist dies die Achtung vor der Kirche,
die eurem Schutze anvertraut?

Irene eilt auf Rienzi zu und verbirgt ihr Gesicht an seiner Brust. Rienzi erblickt die Leiter am offenen Fenster und scheint sogleich zu verstehen, was vorgefallen ist. Er wirft den Nobili einen tödlichen Blick zu.
Dies ist eu'r Handwerk, daran erkenn' ich euch!
Als zarte Knaben würgt ihr unsre Brüder,
und unsre Schwestern möchtet ihr entehren!
Was bleibt zu den Verbrechen auch noch übrig?
Das alte Rom, die Königin der Welt,
macht ihr zur Räuberhöhle, schändet selbst
die Kirche; Petri Stuhl muß flüchten
zum fernen Avignon; kein Pilger wagt's,
nach Rom zu ziehn zum frommen Völkerfeste,
denn ihr belagert, Räubern gleich, die Wege.
Verödet, arm, versiecht das stolze Rom,
und was dem Ärmsten blieb, das raubt ihr ihm,
brecht, Dieben gleich, in seine Läden ein,
erschlagt die Männer, entehrt die Weiber: -
blickt um euch denn, und seht, wo ihr dies treibt!
Seht, jene Tempel, jene Säulen sagen euch:
es ist das alte, freie, große Rom,
das einst die Welt beherrschte, dessen Bürger
Könige der Könige sich nannten!
Verbrecher, sagt mir, gibt es noch Römer?
Volk
Ha, Rienzi! Rienzi! Hoch Rienzi!
Nobili
Ha, welche Frechheit! Hört ihr ihn?
Orsini
Und wir? Reißt ihm die Zunge aus!
Colonna
O laßt ihn schwatzen! Dummes Zeug!
Orsini
Plebejer!
Colonna
Komm morgen in mein Schloß,
Signor Notar, und hol dir Geld
für deine schön studierte Rede!
Nobili
Haha! Den Narren, lacht ihn aus!
Orsini
Lacht ihn aus!
Colonna
Lacht ihn aus!
Orsini
Er stammt gewiß aus edlem Haus.
Colonna
Ganz gewiß!
Nobili
Verehret ja den großen Herrn,
er kann zwar nicht, doch möcht er gern!
Baroncelli, Cecco, Volk
Hört ihr den Spott der Frechen an?
Mit einem Streiche sei's getan!
Rienzi
Zurück, ihr Freunde, haltet ein!
Nicht fern wird die Vergeltung sein!
Zurück! Gedenket eures Schwures!
Orsini
Nun denn, so macht dem Spaß ein End'!
Der Streit ist halb, wir fechten aus.
Colonna
Nicht in den Straßen vor Plebejern,
am Tagesanbruch vor den Toren.
Orsini
Ich stelle mich mit voller Schar.
Colonna
Die Lanzen vor, Mann gegen Mann!
Zum Kampfe für Colonna!
Orsini
Zum Kampfe für Orsini!
Die Nobili
Zum Kampfe für Colonna/Orsini!
Orsini, Colonna, Die Nobili
Hinaus, gerüstet zum Kampfe,
mit Speer und Lanze zu Pferd!
In Frührots nebligem Dampfe
zieht für Orsini/Colonna das Schwert!
Baroncelli, Cecco, Volk
Zum Kampfe ziehn die Frechen
das übermüt'ge Schwert.
Wann wirst die Schmach du rächen
und schützen unsren Herd?
Die Colonna
Für Colonna!
Die Orsini
Für Orsini!

Die Nobili entfernen sich unter großem Getümmel.
Rienzi (der bisher in nachsinnendes Schweigen versunken war)
Für Rom!

Das Volk drängt sich näher an Rienzi.
Sie ziehen aus den Toren;
nun denn, ich will sie euch verschließen!
Kardinal
Wann endlich machst du Ernst, Rienzi,
und brichst der Übermüt'gen Macht?
Baroncelli
Rienzi, wann erscheint der Tag,
den du verheißen und gelobt?
Cecco
Wann kommt der Friede, das Gesetz,
der Schutz vor jedem Übermut?
Volk
Rienzi, sieh, wir halten Treu!
O Römer, wann machst du uns frei?
Rienzi (Den Kardinal beiseit' nehmend)
Herr Kardinal, bedenkt, was Ihr verlangt!
Kann stets ich auf die heil'ge Kirche baun?
Kardinal
Halt fest im Aug' das Ziel, und jedes Mittel,
erreichst du jenes sicher, sei geheiligt!
Rienzi
Wohlan, so mag es sein! Die Nobili
verlassen bald die Stadt: die Zeit ist da!
Ihr Freunde, ruhig geht in eure Häuser,
und rüstet euch, zu beten für die Freiheit!
Doch höret ihr der Trompete Ruf
in langgehaltnem Klang ertönen,
dann wachet auf, eilet all herbei,
Freiheit verkünd' ich Romas Söhnen!
Doch würdig, ohne Raserei,
zeig' jeder, daß er Römer sei!
Willkommen nennet so den Tag,
er räche euch und eure Schmach!
Kardinal
Dem hohen Werke steh' ich bei,
daß segensvoll und heilsam es sei!
Willkommen sei der nahe Tag,
er räche unsre Schmach!
Baroncelli, Cecco, Volk
Wir schwören dir Gehorsam treu,
und bald sei Roma wieder frei!
Willkommen sei der hohe Tag,
er räche uns und unsre Schmach!

Erster Akt - Zweite Szene
Terzett

Rienzi, Adriano, Irene

Rienzi, Adriano und Irene bleiben zurück. Adriano hat bisher in Staunen und stummes Hinbrüten versunken beiseite gestanden. Rienzi umfaßt Irene mit heftiger Aufwallung.
Rienzi
O Schwester, sprich, was dir geschah,
welch Leid dir Ärmsten angetan?
Irene
Ich bin gerettet: Jener war's,
der mich aus ihrer Hand befreit.
Rienzi
Adriano, du! Wie, ein Colonna
beschützt ein Mädchen vor Entehrung?
Adriano
Mein Blut, mein Leben für die Unschuld!
Rienzi, wie? Kennst du mich nicht?
Wer nannte je mich einen Räuber?
Rienzi
Du weilst, Adriano? Ziehst nicht
hinaus zum Kampfe für Colonna?
Adriano
Weh mir, daß ich dein Wort versteh',
erkenne, was du in dir birgst,
daß ich es ahne, wer du bist,
und doch dein Feind nicht werden kann!
Rienzi
Ich kannte stets nur edel dich,
du bist kein Greuel dem Gerechten.
Adriano! Darf ich Freund dich nennen?
Adriano
Rienzi, ha, was hast du vor?
Gewaltig seh' ich dich, sag an,
wozu gebrauchst du die Gewalt?
Rienzi
Nun denn! Rom mach' ich groß und frei,
aus seinem Schlaf weck' ich es auf;
und jeden, den im Staub du siehst,
mach' ich zum freien Bürger Roms.
Adriano
Entsetzlicher, durch unser Blut!
Rienzi, wir haben nichts gemein!...

Als er gehen will fällt sein Blick auf Irene.
Und kann ich gehn? Kann ich
bezwingen dieses Herz!
Weh mir, daß mich Entsetzen treibt,
und doch ich nie sie fliehen kann!
Rienzi
Adriano! Hör mich, noch ein Wort!
Nicht zum Verderben deines Standes
ersann mein Geist den kühnen Plan;
nur das Gesetz will ich erschaffen,
dem Volk wie Edle untertan.
Kannst du mich tadeln, wenn aus Räubern
zu wahrhaft Edlen ich euch mache,
zu Schützern und zu festen Säulen
des Staates und der guten Sache?
Adriano
Ich bin der Erste, das Gesetz
getreu zu üben und zu schirmen,
doch an das Ziel der stolzen Wünsche
gelangst du nur durch blut'ge Bahn,
durch eines feigen Pöbels Wut,
durch meiner Brüder, meines Vaters Blut!
Rienzi
Unseliger! Blut! Blut! Mahne mich nicht an Blut!
Ich sah es fließen - noch ist es nicht gerächt!
Wer war es, der einst meinen armen Bruder,
den holden Knaben, als am Tiberstrande
voll Unschuld er Irenen Kränze wand,
wer war's, der ihn aus rohem Mißverstand
erschlug? Wer war es, den ich für diesen Mord
vergebens um Gerechtigkeit anrief?
Adriano
Ha, Schande! Es war ein Colonna!
Rienzi
Ha, ein Colonna! Was tat der arme Knabe
dem edlen, dem patrizischen Colonna?
Blut? Ja, Adriano di Colonna,
ich tauchte diese Hand tief in das Blut,
das aus dem Herzen meines Bruders quoll,
und schwur einen Eid! Weh dem,
der ein verwandtes Blut zu rächen hat!
Adriano
Rienzi, du bist fürchterlich!
Was kann ich tun, die Schmach zu sühnen?
Rienzi
Adriano, sei mein, sei ein Römer!
Adriano (voll Begeisterung)
Ein Römer? Laß mich ein Römer sein!
Noch schlägt in dieser Brust
ein freies Römerherz.
Es fühlt der Größe Lust,
der Schmach gewalt'gen Schmerz;
zu sühnen alle Schande,
weih' ich dies Leben dir,
im freien Römerlande
winkt Glück und Freude mir!
Irene
Noch schlägt in seiner Brust
ein freies Römerherz.
Vor solcher Wonne Lust
verschwindet jeder Schmerz!
Mit hoher Liebe Bande
zieht mich mein Herz zu dir,
im freien Römerlande
winkt Glück und Freude mir!
Rienzi
Noch schlägt in seiner Brust
ein freies Römerherz.
Es fühlt der Größe Lust,
der Schmach gewalt'gen Schmerz!
Wer trüge länger Schande?
Das Volk erheben wir!
Wenn frei der Römer Lande,
lohnt Glück und Größe dir!
Rienzi
Die Stunde naht, mich ruft mein hohes Amt.
Adriano, dir vertraue ich die Schwester.
Du rettetest vor Schmach und Schande sie,
so schütze sie noch jetzt! Dies ein Beweis,
daß ich für edel, frei und groß dich halte!
Bald seht ihr mich, das Werk naht der Vollendung!

Er geht nach dem Hintergrunde ab.

Erster Akt - Dritte Szene
Duett

Adriano und Irene bleiben zurück.
Adriano
Er geht und läßt dich meinem Schutz;
o Holde, sprich, vertraust du mir?
Irene
Held meiner Ehre, meines Lebens,
mein höchstes Gut vertrau' ich dir!
Adriano
Wohl weißt du, daß ich ein Colonna,
und fliehst mich nicht, des ganzer Stamm
ein Greuel dir und deinem Bruder?
Irene
O, warum nennst du dein Geschlecht?
Mir graut vor dir, vor meinem Retter,
gedenke jener Stolzen ich,
die nie verzeihn, daß du vor Schande
ein Bürgermädchen rettetest.
Adriano
Ach, mahne jetzt nicht an den Jammer,
der uns, der Rom bedroht!
Dein Bruder, welch ein Geist! Doch ach!
Ich sehe ihn zugrunde gehn!
Der Pöbel selbst wird ihn verraten,
ihn zücht'gen wird der Nobili,
und du, Irene, was dein Los?
Doch, ha, dein Unglück sei mir Losung!
Und jede Bande schwindet hin!
Für dich mein Leben und mein Gut!
Irene
Und wenn ich glücklich bin?
Adriano
O schweige!
Vor deinem Glücke zittre ich!
Es komme Nacht und Tod,
und dein bin ich für ewig!
Adriano
Ja, eine Welt voll Leiden
versüßt dein holder Blick;
von ihr mit dir zu scheiden
ist göttliches Geschick.
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band,
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland.
Irene
Ja, eine Welt voll Leiden
versüßt der Liebe Glück;
von ihr mit dir zu scheiden
ist göttliches Geschick.
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band,
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland.

Trompeten hinter der Szene.
Irene
Ihr Heil'gen! Welche Schreckenstöne!
Adriano
Mir wohlbekannt: Colonnas Scharen!

Unter großem Getümmel ziehen die Colonna gerüstet und teils zu Pferde über die Straße. Voran Trompeter.
Irene (nach dem Hause zu fliehend)
Weh mir! Sie suchen Beute!
Adriano
O bleib! Ich stehe dir zur Seite!

Trompeten der Orsini, welche ebenfalls gerüstet und zu Pferde geräuschvoll über die Straße ziehen.
Adriano
Das sind Orsinis Räuberscharen;
die Übermüt'gen, sie ziehn zum Kampfe!
Sie kennen Mord und Schandtat nur!
Ich schaudre! Welche Schreckensahnung!
Welch düstres Grau'n durchbebt die Brust!
Doch seid willkommen, Schreck und Tod!
Sie heißen meine Liebe mich bewähren!
Adriano und Irene
Bräch' auch die Welt zusammen,
riss' jeder Hoffnung Band;
der Liebe Regionen
beu'n uns ein neues Vaterland!

Sie bleiben in stummer Umarmung
Man hört aus der Ferne den lang gehaltenen Ton einer Trompete.
Der Laut der Trompete kommt etwas näher.
Irene (aus der Umarmung auffahrend)
Was für ein Klang?
Adriano
Wie schauerlich!

Trompete noch näher.
Was hat das zu bedeuten?
Das ist kein Kriegsruf der Colonna.

Erster Akt - Vierte Szene
Finale

Ein Herold betritt die Bühne, ein Trompeter an seiner Seite bläst einen lang gehaltenen Ton. Adriano und Irene sind auf die Seite getreten. Aus allen Häusern brechen wie in einem Moment die Einwohner hervor, so daß der ganze Platz bis zum Lateran hin plötzlich mit einer großen Volksmasse bedeckt ist, die ihn mit dem freudigsten Tumult erfüllt.
Volk (in wildem Enthusiasmus)
Gegrüßt, gegrüßt sei, hoher Tag!
Die Stunde naht! Vorbei die Schmach!

Aus dem Lateran, dessen Fenster jetzt im rötesten Frührot strahlen, hört man die Orgel beginnen; bei ihrem Klange legt sich augenblicklich das Toben des Volkes; die ganze Straße bis zum Lateran ist mit Knienden bedeckt.
Chor im Lateran
Erwacht, ihr Schläfer nah und fern,
und hört die frohe Botschaft an:
daß Romas schmacherloschner Stern
vom Himmel neues Licht gewann!
Seht, wie er strahlt und sonnengleich
in ferne Nachwelt siegend bricht!
Zur Nacht sinkt Schmach, so totenbleich,
zum Wonnetag steigt Freiheitslicht!

Die Menge liegt noch atemlos auf den Knien, als während der letzten Takte des Kirchengesanges, wo die Orgel wieder eintritt, die Pforten des Laterans sich weit öffnen. Man erblickt die Kirche mit Priestern und Geistlichen aller Orden erfüllt. Auf die große Treppe heraus schreitet Rienzi, ihm zur Seite der Kardinal; Baroncelli und Cecco del Vecchio folgen. Rienzi ist in einer vollständigen Rüstung, nur sein Haupt ist entblößt. Bei seinem Erscheinen erhebt sich das Volk augenblicklich von den Knien und jubelt ihm enthusiastisch entgegen.
Volk
Rienzi! Ha, Rienzi hoch!
Der Retter naht, vorbei die Schmach!
Rienzi (feierlich)
Erstehe, hohe Roma, neu!
Sei frei, sei jeder Römer frei!
Volk
Frei Roma! Jeder Römer frei!
Rienzi
Die Freiheit Roms sei das Gesetz,
ihm untertan sei jeder Römer;
bestraft sei streng Gewalt und Raub,
und jeder Räuber Romas Feind!
Verschlossen sei, wie jetzt es ist,
den Übermüt'gen Romas Tor;
willkommen sei, wer Frieden bringt,
wer dem Gesetz Gehorsam schwört.
Die Feinde treffe euer Grimm,
vernichtet sei der Frevler Schar,
daß froh und frei der Pilger zieh',
geschützt der Hirt der Herde folg'! -
So schwört, zu schirmen das Gesetz,
schwört freier Römer heil'gen Schwur!
Volk
Befreier, Retter, hoher Held!
Rienzi, höre unsern Schwur!
Wir schwören dir, so groß und frei
soll Roma sein, wie Roma war.
Vor Niedrigkeit und Tyrannei
sie unser letztes Blut bewahr!
Tod und Verderben schwören wir
dem Frevler an der Römer Ehr'!
Ein neues Volk erstehe dir,
wie seine Ahnen groß und hehr!

Cecco del Vecchio tritt vor, unter das Volk.
Gecco
Ihr Römer, sprecht! Nun, da wir frei,
wer war's, der uns dazu gemacht?
Wer war's, der jeden unter uns belehrte,
was Rom sei und was es war?
Geschaffen hat er uns zum Volk,
drum hört mich an und stimmt mir bei:
es sei sein Volk und König er!
Volk (in wildem Enthusiasmus)
Rienzi Heil! Der Römer König Heil!
Adriano (für sich)
Unglücklicher! Wie, sollt' er's wagen?

Es herrscht große Aufregung, die sich, sobald Rienzi beginnt, augenblicklich legt.
Rienzi
Nicht also! Frei wollt' ich euch haben!
Die heil'ge Kirche herrsche hier,
Gesetze gebe ein Senat.
Doch wählet ihr zum Schützer mich
der Rechte, die dem Volk erkannt,
so blickt auf eure Ahnen
und nennt mich euren Volkstribun.

Volk, Baroncelli, Cecco
Rienzi, Heil dir, dir Volkstribunen,
Hort unsrer Freiheit!

Rienzi kniet vor dem Kardinal.
Kardinal
Des Heil'gen Vaters Segen ruht
auf dir, Tribun und Friedensheld!
Irene
Heil dir, Rienzi, glorreicher Bruder!
Adriano (hingerissen)
Und aller Segen folge dir!
Rienzi (erhebt sich von den Knien)
Ihr Römer! Nun, so schwöre ich,
zu schützen euch und euer Recht!
Lang blühe Romas neu Geschlecht!
Volk
Befreier, Retter, hoher Held,
dir huldigt freier Römer Schwur!
Volk, Irene, Adriano, Baroncelli, Gecco
Wir schwören dir, so groß und frei
soll Roma sein, wie Roma war.
Vor Niedrigkeit und Tyrannei
sie unser letztes Blut bewahr'!
Schmach und Verderben schwören wir
dem Frevler an der Römer Ehr'!
Ein neues Volk erstehe dir,
wie seine Ahnen groß und hehr!

Der Vorhang fällt.

Erstellt | Geändert